Allgemein Buch Job & Geld

Job & Klischee: Typisch Frau, typisch Mann. Gibt´s das?

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01512094f0e940d288c7da61629e053dWir wollen uns in Zukunft dem Thema „Job & Geld“ verstärkt annehmen. Die Perspektive dabei: Frauensicht. Denn trotz aller Fortschritte, die Frauen in der Arbeitswelt erzielen konnten, ist noch immer die Lücke zur Gleichberechtigung und gegenseitigem Respekt auf Augenhöhe sehr groß. Manches wird sich wohl nur durch gesetzliche Vorstöße verbessern lassen, wie z.B. Quotenregelungen oder Sexismus am Arbeitsplatz, doch vieles erfordert auch stetige Aufklärung, um Veränderungen und Verbesserungen herbeizuführen.

Die Aufklärung betrifft alle und wird sicher auch weiterhin von viel Missmut, Reibung, Diskussionen und Streiterei begleitet sein. Davor scheuen wir uns nicht, aber dennoch plädieren wir immer für einen konstruktiven Diskurs. An erster Stelle steht für uns dabei, dich über Sachverhalte zu informieren und Anregungen zur Verbesserung deiner persönlichen Lebenssituation zu geben.

Zum Einstieg haben wir das ganz aktuelle Büchlein „Typisch Mann, typisch Frau?“, ein Taschen-Guide vom Haufe Verlag, ausgesucht, den wir sehr gelungen finden. Denn was die Verfasser:innen Ruth Terink und Richard Schneebauer hier auf 130 Seiten kompakt verfasst haben, deckt sich mit unseren eigenen Erfahrungen und ist für dich ideal, wenn du gerade vor einer neuen, beruflichen Situation stehst, in der du etwas ändern oder verbessern willst.

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Die beiden Autor:innen widmen sich in den ersten drei Kapiteln (Die Geschlechter und ihre Verhaltenspräferenzen, Karriere und Führung) den individuellen Aspekten von Frau und Mann im Job und wenden sich in dem abschließend Kapitel auch an Unternehmen. Denn auch diese müssen aufpassen, nicht in alten Klischeefallen zu verharren. Sie müssen ihre Kultur, ihre Personalrekrutierung und -entwicklung und ihren Auftritt an die moderne Welt der positiven, produktiven Diversität anpassen. Nur so werden sie auch in Zukunft zu den erfolgreichen zählen.

Ob Frau oder Mann ist doch heute gleich

Nein, so leicht ist es eben nicht. Und es ist auch gar nicht wünschenswert. Entgegen vehementer Vertreter:innen, die keinerlei Unterschiede bei der beruflichen Befähigung, der Kommunikation und Arbeitsweise von Frauen und Männer akzeptieren wollen, ist die aktuelle Studienlage und Analyse heute schon faktisch deutlich weiter. Eindeutig ist, dass bis heute Männer ein deutlich stärkeres Interesse an sachbezogenen Berufen und Frauen an personenbezogenen Berufen haben.

Ob dies nun an der Sozialisation, Erziehung und/oder an genetischen Merkmalen liegt, ist für uns sekundär. Für die Wissenschaft und Schule bleibt es ein spannendes Thema. Doch wenn wir nun im Berufsleben angekommen sind, werden wir unsere entwickelten Eigenschaften nicht mehr gravierend verändern. Und diese unterschiedlichen primären Eigenschaften bestätigen alle Klischees und erklären die althergebrachten unterschiedlichen Berufswahlen.

Primäre Eigenschaften von Frauen, die sie sich selbst zuschreiben: Flexibilität, Sensibilität, Besorgtheit, Emotionale Wärme, Soziale Anpassung, Kontaktorientierung, Vertrauensbereitschaft

Primäre Eigenschaften von Männern, die sie sich selbst zuschreiben: Dominanz, Robustheit, Selbstvertrauen, Sachorientierung, Widerstandsfähigkeit, Skeptische Grundhaltung, Pflicht- und Regelbewusstsein

Selbstverständlich gibt es einzelne Frauen, die mehrere der aufgezählten männlichen Eigenschaften primär auch sich zu selbst zuschreiben. Und das gilt auch umgekehrt. Doch über alle Frauen und Männer hinweg erreicht die Überlappung dieser Eigenschaften zwischen Frau und Mann nur 10%.

Das Problem hier sind auch nicht die Unterschiede, sondern eher die marktwirtschaftliche Wertschätzung. Berufe, die Frauen mit ihren Eigenschaften wählen, sind häufig schlechter bezahlt als die von Männern. Auch hier ist die Änderung der Verhältnisse in absehbarer Zeit kaum zu erwarten. Das mag sich bei unseren Enkel:innen mal geändert haben, doch bis wir in Rente sind, wird sich daran nichts wesentliches geändert haben.

Auch Ruth Terink und Richard Schneebauer sind den Fragen wie: „Warum können sich Männer besser räumlich orientieren, warum sind sie fokussierter auf Wettbewerb? Warum kommunizieren Frauen lieber und können sich besser in andere einfühlen?“ nachgegangen und mussten feststellen: „Unzählige Wissenschaftler beschäftigen sich seit vielen, vielen Jahren mit solchen Fragen. Bisher konnte man sich nicht auf Antworten einigen.“

Was aktuell jedoch viel wichtiger ist, wenn sich Männer und Frauen heute beruflich auf Augenhöhe begegnen und produktiv ihre Eigenschaften bündeln wollen, fassen Ruth Terink und Richard Schneebauer in folgende 8 Aspekten und Prinzipien zusammen:

  1. eine Haltung, die auf der Gleichwertigkeit (nicht der Gleichheit!) von Männern und Frauen beruht und die das »Anderssein« begrüßt,
  2. die Bereitschaft zu reflektieren, Stereotype zu erkennen und deren negative Auswirkungen zu vermeiden,
  3. die Bereitschaft, Wechselwirkungen zu entdecken und aufzulösen, wenn sie Gleichwertigkeit nicht zulassen,
  4. das Bestreben, Handlungsalternativen zu erarbeiten, insbesondere dann, wenn Vorgehensweisen einem Geschlecht schaden,
  5. Kommunikation auf Augenhöhe,
  6. zuerst verstehen, dann verstanden werden,
  7. hinterfragen, wo und wie und in welchen Prozessen die Unterschiede immer wieder virulent werden,
  8. auf Fremd- und Eigenwahrnehmung achten.

Der unangenehmste Teil, den dieses Buch und wir von dir abverlangen, ist kritische Selbstreflexion. Denn, wenn man aus der destruktiven Konkurrenzspirale zwischen Frau und Mann endlich raus will, muss man bei sich selbst anfangen. Also fangen wir an und bringen es hinter uns:

Frauen haben oft die Konjunktivitis

Es ist höflich gemeint, doch im Job nicht selten unangebracht oder missverständlich. Wenn man will, dass etwas getan wird, sollte dies auch klar adressiert werden. „Es wäre gut, wenn wir das Budget dafür hätten.“ Könntest du das mal in Angriff nehmen?“ Wir sollten uns überlegen, unsere Prioritäten neu festzulegen.“ Alles Sätze, die Frauen im Job gerne benutzen. Ruth Terink und Richard Schneebauer schreiben dazu:

„Hätte, könnte, wollte, sollte – Frauen verwenden häufig den Konjunktiv und bevorzugen eine vorsichtige Ausdrucksweise. Sie formulieren gerne hypothetisch. Diese Ausdrucksweise unterscheidet sich deutlich von der Sprache der Männer, die die Dinge als gegeben darstellen und ihnen absoluten Charakter verleihen.“ Zudem schweigen Männer gerne, wenn sie keine Lösung parat oder keine Ahnung haben.

Männer sind oft Einzelkämpfer mit wenig Geduld und Ausdauer. Das führt in der heute immer komplexeren Arbeitswelt dazu, dass sie als Problemlöser oft nur bedingt geeignet und ihre Lösungen oft suboptimal sind. Denn sie neigen zu erstbesten Lösungen, statt Alternativen abzuwägen und zu bewerten. Hier erweisen sich Frauen oft deutlich als talentierter. Einzig steht ihnen dann oft – aufgrund höherer Risikoaversion – das abwägende Entscheidungsdilemma im Wege. Deshalb erweisen sich in diesen Fällen oft gemischte Teams als beste Besetzung.

Denn Risikofreude und Riskoaversion sind markante Merkmale die Frauen und Männer unterscheiden. So zitieren die Autor:innen eine Studie, die das sehr deutlich gemacht hat: „Reine Männergruppen waren sogar zu einem höheren Risiko bereit, als es jedes einzelne Gruppenmitglied für sich genommen gewesen wäre. Reine Frauengruppen trafen weniger riskante Entscheidungen, als jedes einzelne Mitglied es für sich allein getan hätte.

Dies zeigt: Männergruppen riskieren zu viel, Frauengruppen lassen Chancen ungenutzt. Optimal ist also die Entscheidung einer gemischten Gruppe!“

Stell dir vor, die Macht ruft und keine Frau geht hin.

Viele Menschen verbinden mit „Macht“ einzig etwas Negatives – Frauen noch stärker als Männer, da sie ja auch viel seltener von ihr profitieren. Sie unterstellen der Macht per se, dass sie nur illegitim erworben werde und zu Missbrauch verführt. Eine emotionale Hürde, die im Berufsleben, aber auch sonst, z.B. beim gesellschaftlichen Vertreten seiner Interessen oder seines politischen Engagements, deutlich ausbremst.

Sicher gibt es die Schattenseite der Macht, doch zuallererst ist sie eine neutrale, zwingende Notwendigkeit, um überhaupt etwas bewirken zu können. Macht ist nicht unweiblich, sondern muss zur besten Freundin der Frauen werden, wenn sich massiv etwas verbessern soll. Macht bekommt man gemeinhin nur verliehen. Entweder verfügt man über „innerliche“ Macht, aufgrund der Anerkennung der Autorität, die man sich erarbeitet hat, oder sie ist äußerlich durch Position und Rang in einem sozialen System bestimmt.   

Für Frauen ist diese systemische Macht häufig suspekt. Sie rufen nicht sofort „Ich“, stellen sich nicht zur Auswahl, wenn nach einem Vorsitz, einer Führungskraft und einem Leader ausgeschaut wird. Vielmehr erwarten sie, empfohlen oder gebeten zu werden, eine solche Position im System zu besetzen. Frauen haben oft nur subtile Instrumente der Macht erlernt, wie sie in privaten Beziehungen gerne angewendet werden. Doch diese feinen Instrumente funktionieren in beruflichen Umfeldern kaum.

Hinzu kommt eine emotionale Zwickmühle, in der Frauen auch eher zum Nachgeben tendieren als Männer: Je höher der Status, desto stärker der Sympathie-Verlust und wachsende Neid. Menschen, die sich durchsetzen, sind einfach weniger beliebt. Strebt man dagegen nach Harmonie, ordnet man sich leichter unter, verliert man an Status und damit auch an Macht.

Das Kuriosum bei allem: Männer wollen oft führen, können es aber nicht, und viele Frauen könnten es, wollen es aber nicht. Und wenn dann Frauen führen, glauben sie, wie Männer führen zu müssen: sachlich, effizient, schnell, zielorientiert. Das ist aber nun wirklich völlig veraltet. Die heutige, erfolgreiche Autorität umfasst weit mehr weibliche Skills. Mehr dazu im Buch und in Zukunft auch in weiteren Beiträgen bei uns.

Wir starten das wichtige Thema „Frauen Job, Geld und Karriere“ mit einem redaktionellen Neuzugang, über den wir uns sehr freuen und den wir euch hier in einem Interview vorstellen: Sandra Schumacher.

Final fassen die Autor:innen Ruth Terink und Richard Schneebauer den Status quo moderner, erfolgreicher Arbeitsumgebungen perfekt zusammen. Diversität ist der Schlüssel zum Erfolg. Nur Menschen, die sich in einem Umfeld inspirierenden Anderssein offen geben, empathisch und reflektiert sind und sich einbringen, werden in Zukunft auch etwas bewegen und Erfolge erzielen. Die klassische Führungsrolle, die nur systemisch zuordnet, Aufträge verteilt und deren Erfüllung überwacht, tötet Kreativität, Flexibilität und Leidenschaft. Doch eben diese Attribute machen moderne Unternehmen erfolgreich. Und es sind Eigenschaften, die weder nur weiblich noch nur männlich sind. Oder um es wie Ruth Terink und Richard Schneebauer zu sagen:

„Denn die Zukunft ist nicht weiblich, so wenig wie die Vergangenheit männlich war. Es braucht Männer und Frauen, die ihre Stärke aus sich herausfinden.“

Ganz aktuell fanden wir zu dem Thema auch einen spannenden Beitrag auf Linkedin: „LinkedIn Studie: Die Mehrheit der Frauen tritt im Job zurückhaltender auf als Männer – woran liegt das?“ von Monika Sieverding, Professor of Psychology, Head of Gender Studies & Health Psychology Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

„Typisch Mann, typisch Frau?“ ist wirklich ein sehr guter Guide, der dich zur Reflexion anregt, dich für deinen weiteren beruflichen Werdegang hoch motiviert und dich dabei immer wieder anregend begleitet. Er ist aktuell erschienen als eBook für € 4,99 und Taschenbuch bei Haufe für € 9,95 und spätestens im März auch bei amazon: [amazon link=“B08NF223LX“ /]

Titelbild: StartupStockPhotos auf Pixabay 

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